Anlegerbrief

Anlegerbrief November 2021

Die amerikanische Notenbank redet Klartext. Die Aktienmärkte freut´s. Lesen Sie außerdem, warum man den roten Drachen in Asien im Auge behalten muss und wie der Bund aus Krediten sogar noch ein Geschäft macht.
Dr. Marc-Oliver Lux
November 16, 2021
Der Dr. Lux & Präuner Anlegerbrief

Inhalt

Börse aktuell: FED sorgt für neue All-Time-Highs

Seit Monaten treibt kaum ein Thema die Finanzmärkte so sehr um wie die Frage, wann die großen Notenbanken endlich beginnen, ihre Geldpolitik zu normalisieren und damit den Märkten die so wichtige Liquidität zu entziehen. Vor allem die amerikanische Federal Reserve (FED) steht hier im Blickpunkt der Börsianer. Zumindest einige Investoren fürchteten vor der geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank vorige Woche, dass die Börsen zumindest kurzzeitig abtauchen, wenn die FED bei den Anleihekäufen auf die Bremse tritt – ein Effekt wie man ihn aus der Geisterbahn kennt: Jeder weiß was passiert und erschrickt trotzdem.

Tatsächlich hat die FED nun geliefert, wie von ihr erwartet, und damit die geldpolitische Wende eingeleitet. Erschrocken hat sich aber offensichtlich niemand. Im Gegenteil: Die großen Indizes S&P 500 und Dow Jones an der Wall Street, die schon seit Tagen wieder auf Rekordjagd sind, markierten neue Allzeithochs. Und auch unser deutscher Leitindex DAX stellt neue Bestmarken über 16.000 Punkte auf. Alles in Butter also?
Die Finanzmärkte mögen Klarheit, wo die Reise hingeht, und die FED hat ihnen einen klaren Fahrplan vorgelegt: Sie beginnt noch in diesem Monat damit, ihre monatlichen Anleihekäufe von bislang noch 120 Milliarden Dollar um 15 Milliarden Dollar zu reduzieren. Damit würde das Programm Mitte 2022 enden.

Die Aktienmärkte können gut mit dieser eindeutigen Sprache der Notenbank leben, und so spricht aktuell nichts dagegen, dass die Kurse einfach weiter steigen. Von Jahresendrallye mag man ja schon gar nicht mehr sprechen, denn eigentlich befindet sich der Aktienmarkt schon das ganze Jahr hindurch im Rausch. Mit Volldampf geht’s allenfalls noch in einen Schlussspurt. Volle Fahrt voraus!

China: Im Bauch des Drachen rumort es

China: Im Bauch des Drachen rumort es

Eigentlich sollte kurz vor dem wichtigen Treffen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in China alles harmonisch verlaufen. Es ist das letzte wichtige Treffen vor dem großen Parteitag 2022, bei dem sich Staats- und Parteichef Xi Jinping eine dritte Amtszeit bestätigen lassen will.
Doch ausgerechnet eine Mitteilung des Wirtschaftsministeriums zeigte kurz zuvor, wie nervös die Bevölkerung Chinas in weiten Teilen ist:
Auf eine in ähnlicher Form jedes Jahr wiederkehrende Empfehlung an die Bevölkerung, vor dem Winter ihre Vorräte aufzustocken, reagierten viele Chinesen mit panikartigen Hamsterkäufen. Die einen fürchteten wegen der steigenden Covid-Fallzahlen einen bevorstehenden harten Lockdown. In den sozialen Netzwerken entsponnen sich jedoch auch wilde Spekulationen darüber, dass eine Invasion Taiwans durch China, also ein Krieg, kurz bevorstehe.
Es ist ein mahnendes Beispiel, wie schnell eine gleichgeschaltete Gesellschaft verunsichert werden kann, wenn eine kontrollfixierte Regierung plötzlich einen Versorgungsnotstand signalisiert.

Zudem sind alle Augen aktuell auf die Turbulenzen in Chinas Immobilienmarkt gerichtet. Auslöser war die Krise von Evergrande, dem zweitgrößten chinesischen Immobilienentwickler, den nach offiziellen Angaben Schulden in Höhe von mehr als 300 Milliarden Dollar belasten. Evergrande war zwar zuletzt seinen Zahlungsverpflichtungen innerhalb der Nachfristen nachgekommen, die Situation ist aber weiter angespannt. Die anhaltende Krise des Konzerns ist kein Einzelfall mehr - und bedroht damit das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft.

Seitdem Evergrande Liquiditätsprobleme eingeräumt hat, werden bei immer mehr chinesischen Immobilienentwicklern Schwierigkeiten öffentlich. Mit der Kaisa Gruppe taumelt bereits ein weiterer Immobilienkonzern.
Experten rechnen damit, dass es zu weiteren Zahlungsausfällen bei den chinesischen Immobilienentwicklern kommen wird. Grund für die Bereinigung in Chinas Immobilienmarkt ist die schärfere Regulierung der Branche durch die chinesische Staatsführung. Diese hatte in den vergangenen Monaten Maßnahmen ergriffen, um den heiß gelaufenen Immobilienmarkt des Landes abzukühlen. So wurden Hauskredite restriktiver vergeben und insbesondere auf lokaler Ebene mehr Beschränkungen für Privatpersonen für den Kauf von Wohneigentum erlassen.
Als Schlüsselmoment, in dem der gesamte Sektor ins Wanken geriet, wird jedoch eine Maßnahme Ende 2020 gesehen. Damals erlegte die Staatsführung den Immobilienentwicklern neue Kreditbeschränkungen auf, die sogenannten „drei roten Linien“. In der Folge musste die gesamte Branche ihre Finanzierung neu aufstellen.

Die Bedeutung des Immobilienmarkts für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist enorm: Die Baubranche war in den vergangenen 20 Jahren einer der wichtigsten Wachstumstreiber. Zuletzt trug sie direkt und indirekt rund 25% zur Wirtschaftsleistung bei. Der Verkauf von Grundstücken macht etwa ein Drittel der Bruttoeinnahmen der Lokalregierungen aus. Rund drei Viertel des Vermögens privater Haushalte stecken Schätzungen zufolge in Immobilien.

Die Evergrande-Krise scheint nun jedoch das Vertrauen vieler Chinesen in Wohneigentum als werthaltige Anlageklasse zu erschüttern. Die Monate September und Oktober rund um den chinesischen Nationalfeiertag sind traditionell Hochsaison für Immobilienverkäufe. In diesem Jahr aber sank die Nachfrage in den wichtigsten Großstädten um 33% im Vergleich zum Vorjahr.
In kleineren Millionenstädten bieten Bauträger Wohnungen inzwischen offenbar mit hohen Rabatten an. Einige Lokalregierungen sollen die Unternehmen bereits angewiesen haben, die Preise nicht zu stark zu senken. Zu hohe Rabatte könnten zu einer Abwärtsspirale auf dem Immobilienmarkt führen, bei der auch die Preise gebrauchter Immobilien sinken - und damit Vermögen und Kaufkraft vieler Chinesen schmälern. Allein die Sorge davor könnte sich negativ auf den Konsum auswirken.

Die Probleme im chinesischen Immobiliensektor schlagen auch bereits auf den breiten Markt für chinesische Unternehmensanleihen durch. Im Vergleich zu US-Staatsanleihen haben sich die Risikoaufschläge für auf Dollar lautende Anleihen von chinesischen Unternehmen mit guter Bonität seit Ende Oktober im Schnitt versechsfacht.
Da drängt sich immer stärker die Frage auf: Wie gefährlich ist die Krise für den Rest der Welt!?
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (FED) mahnt mittlerweile, dass die Krise im chinesischen Immobiliensektor mittelbar auch auf die USA übergreifen könnte. Im September hatte FED-Chef Jerome Powell noch gesagt, die Schwierigkeiten von Evergrande seien wahrscheinlich auf China begrenzt. Jetzt heißt es im halbjährlichen Stabilitätsbericht der FED: „In Anbetracht der Größe der chinesischen Wirtschaft und des chinesischen Finanzsystems sowie der umfangreichen Handelsverflechtungen mit dem Rest der Welt könnten finanzielle Spannungen in China die globalen Finanzmärkte durch eine Verschlechterung des Risikobewusstseins belasten, Risiken für das globale Wirtschaftswachstum bergen und die Vereinigten Staaten beeinträchtigen.“

Unsere Einschätzung:
Auch wer glaubt, dass die chinesische Regierung die Lage nicht eskalieren lässt und eine übermäßige Belastung der Wirtschaft zu verhindern suchen wird – man wird die Entwicklung in China im Auge behalten müssen.
Jedem, der in chinesische Anleihen und Aktien anlegt, muss klar sein: Ausländische Investoren können leicht zum Spielball des roten Drachen werden. Auch im Fall Evergrande gilt das Interesse der chinesischen Obrigkeit mehr dem Schutz von privaten Immobilienkäufern und -besitzern im eigenen Land als der Rettung von Unternehmen oder gar Anlegergeldern von auswärts.

Verkehrte Zinswelt

Verkehrte Zinswelt: Bund macht mit Schulden gute Geschäfte

Die jüngsten Anleihe-Auktionen haben dem deutschen Staat Milliarden in die Kasse gespült, die er nicht zurückzahlen muss. Grund dafür ist das extrem tiefe Zinsniveau – und das trotzdem riesige Interesse von Anleiheinvestoren.

Sparer ächzen unter den Nullzinsen, die Bundesrepublik Deutschland freut's: Weil Anleger de facto dafür zahlen, Deutschland Geld leihen zu dürfen, verdient der Bund gut am aktuellen Umfeld. Allein von Januar bis August dieses Jahres konnte er bei der Emission von Staatsanleihen mehr als vier Milliarden Euro vereinnahmen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Die Finanzagentur des Bundes hat bis August Bundeswertpapiere im Wert von mehr als 275 Milliarden Euro an Investoren ausgegeben. Die durchschnittliche Emissionsrendite lag bei minus 0,55 Prozent. Trotzdem waren die Auktionen 1,72-fach überzeichnet, das heißt der Bund hätte sogar noch mehr Anleihen verkaufen können. Deutsche Staatsanleihen sind so beliebt, dass die Käufer dem deutschen Staat Geld schenken. Ein Grund dafür ist Deutschlands Top-Bonität, die von den großen Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet wird. Auch die hohe Liquidität der Papiere lockt Investoren an, weil sie nicht fürchten müssen, im Krisenfall auf den Papieren sitzen zu bleiben.

Unser Rat:
Während der Bund mit Krediten sogar Geld verdient, zahlen Privatkunden stattdessen Negativzinsen für Guthaben bei Banken. Einige Institute wie aktuell die Commerzbank spielen sogar mit dem Gedanken, auch Sparbücher mit "Extragebühren" zu belasten.
Wer sein Kapital nach Inflation erhalten oder sogar mehren will, kommt daher nicht mehr um die Aktienanlage herum. Wer viel Liquidität auf seinem Girokonto vor sich herschiebt, sollte prüfen, ob er nicht zumindest einen gewissen Bodensatz ins Risiko stellen kann, der nicht für das tägliche Leben benötigt wird.
Mit unserem Anlagekonzept STARKE MARKEN bieten wir bei Dr. Lux & Präuner eine attraktive Investitionsmöglichkeit in international aufgestellte Markenunternehmen mit berechenbarem Geschäftsmodell und guten Zukunftsaussichten.

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