Anlegerbrief

Anlegerbrief Juni 2025

In Nahost ist die Hölle los. Die Börse reagiert gelassen. Erstaunlich eigentlich. Lesen Sie außerdem, wie sich Investmentfonds und Anleger vom Thema Nachhaltigkeit verabschieden und wie man sein Depot „Buffet“-like aufstellt.
Dr. Marc-Oliver Lux
June 27, 2025
Der Dr. Lux & Präuner Anlegerbrief

Inhalt

Börse aktuell: Eine Krise jagt die nächste

Außenpolitische Krisen scheinen dieses Jahr unser ständiger Begleiter zu sein. Kaum ist die Aufregung über Trumps Importzölle etwas verklungen, schon folgt der nächste Schocker mit dem Iran. Der Nahe Osten kommt ohnehin nicht zur Ruhe. Die Börse nimmt es erstaunlich gelassen hin. Da hätte man mehr Ausschläge befürchten können. Selbst der Ölpreis ist schon wieder im Rückwärtsgang, nachdem die Situation in Nahost zumindest nicht zu eskalieren scheint.

Der Aktienmarkt zeigt zudem richtig Stärke und will nach oben. Die aktuellen Nachrichten sind da mal mehr oder weniger ein Hemmnis, aber kein Hindernis. Vor allem der deutsche Aktienindex DAX spurtet in diesem Börsenjahr allen anderen davon. Während der DAX seit Jahresanfang satt im Plus liegt, können der MSCI Welt und der S&P 500 mit -5% bzw. -8% auf Euro-Basis nicht glänzen.
Der DAX hat in den letzten Wochen massiv von seiner hohen Gewichtung von Industrie und Banken profitiert, was ihm über Jahre hinweg zuvor zum Nachteil gereichte. Die US-lastigen Indizes hingegen werden durch Mittelabflüsse aus USA gedrückt. Aber auch der wiedererstarkende Euro trägt dazu bei, dass die Performance zwischen DAX- und US-Werten auseinandergeht. Der mittelfristige Trend sowie auch die Zinsperspektiven sprechen ebenfalls für einen zukünftig deutlich stärkeren Euro.
Die Europäische Zentralbank EZB hat ihre Serie an Zinssenkungen mittlerweile beendet. US-Notenbankchef Powell sieht angesichts der erwarteten Auswirkungen aus den bereits in Kraft getretenen und möglicherweise noch folgenden Zöllen wenig Veranlassung, die Zinsen zu senken. Die Fronten sind klar: Powell hält am Zinsniveau fest, um einen Inflationsschub zu verhindern. Trump dagegen fordert niedrige Zinsen, um die Staatsverschuldung im Zaum zu halten. Außerdem hofft er auf eine boomende Wirtschaft: Die könnte er als eigenen Erfolg verbuchen und der Fed die damit einhergehende Inflation anlasten.
Mit seiner Einflussnahme auf die Fed könnte Trump auch noch die letzte Bastion von Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft zerstören. Bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit im Mai nächsten Jahres wird es Powell somit schwer haben. Denn sein möglicher Nachfolger steht schon bereit: Scott Bessent. Allein der Umstand, dass dieser Finanzminister ist, erschwert die Trennung von Geld- und Finanzpolitik. Bessent zeigt als Finanzminister keine offensichtlichen Schwächen, aber er neigt dazu, Trump nach dem Mund zu reden.

Abschied von Nachhaltigkeit und ESG

Investmentfonds: Nachhaltigkeit ade

Wieder kippt einer um: Wegen der Trump-Regierung passt die DWS, Deutschlands größter Fonds-Manager, ihre Nachhaltigkeitsstrategie und ihren Fondsvertrieb in den USA an. Man habe die Klimastrategie des Unternehmens „noch einmal weiterentwickelt“, heißt es euphemistisch. Vor allem im Fondsvertrieb gegenüber Kunden will man sich offenbar mit dem Thema Klima künftig stärker zurückhalten.
Grund dafür scheint ein zunehmender Druck aus der US-Politik zu sein. Ein republikanisch geführtes Komitee des US-Repräsentantenhauses bezeichnete die „Net Zero Asset Managers Initiative“, die auch die DWS unterzeichnet hat, im Dezember als „wokes ESG-Kartell“. Nach dem Ausstieg von Blackrock aus der Initiative hat das Klimabündnis seine Arbeit im Januar vorerst gestoppt.

Zwar bleibe das Thema Nachhaltigkeit für die DWS wichtig - Nachhaltigkeitskennzahlen sollen demnach auch Teil des Vergütungssystems bleiben –, doch das Thema verliert in der Investmentindustrie zunehmend seinen prominenten Schaufensterplatz.
Ebenso hat auch das Interesse auf der Anlegerseite abgenommen. Die Mehrheit der Bundesbürger ist zwar davon überzeugt, dass ESG-Kriterien bei der Geldanlage wichtig sind (ESG = Environmental, Social, Governance). Bei konkreten Anlageentscheidungen steht Nachhaltigkeit aber nicht im Vordergrund. So zeigt es eine Umfrage, die das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) bei 2.000 Bundesbürgern durchgeführt hat. Danach war den Befragten mit einem Wert von 40% die Sicherheit eines Investments am wichtigsten, gefolgt von der Rentabilität (27%) und der Liquidität (18%). Nachhaltigkeit bildet mit 15% das Schlusslicht.

Ein Problem liegt aber wohl auch darin, dass oft nicht drin ist, was rein soll, denn viele Fonds sind nicht so „clean“ wie man es vom Namen her vermuten möchte. Auch die DWS sah sich bereits mit massiven „Greenwashing“-Vorwürfen konfrontiert und musste den Vorstand austauschen.
Laut einer Studie investieren in Europa mehr als ein Drittel aller 14.000 „Nachhaltigkeitsfonds“ dennoch über 123 Milliarden Euro in fossile Expansionsprojekte oder Unternehmen ohne Paris-konformen Kohleausstiegsplan. JPMorgan Chase, DWS und Blackrock gehören zu den größten Investoren in fossile Unternehmen unter den nachhaltigen Fonds. Union Investment und Allianz sind aber ebenfalls stark involviert.
Neue Leitlinien sollen Greenwashing eindämmen und für mehr Transparenz sorgen. Seit Mai diesen Jahres müssen Fonds mit Begriffen wie „Environment“ oder „Sustainable“ ihre fossilen Anlagen verkaufen oder ihre Namen ändern. Allerdings werden zwei Drittel der nachhaltigen Fonds von diesen Benennungsregeln gar nicht erst erfasst. Von den ESG-Fonds, die in fossile Brennstoffe investieren, sind weniger als die Hälfte durch die neuen Regeln betroffen, sodass die Mehrheit solcher Fonds weiter in fossile Brennstoffe investiert bleiben könnte. Das Regelwerk zum ESG-konformen Investieren bleibt eine Farce.

Warran Buffet Portfolio

Private Vermögensanlage: Systematisch zum Buffett-Portfolio

Warren Buffett gilt als erfolgreichster Langfrist-Investor – und bereits zu Lebzeiten als Legende. Über seinen Versicherungskonzern Berkshire Hathaway hält er große Anteile an namhaften amerikanischen Unternehmen wie Apple, Coca-Cola, American Express und vielen anderen. Die Aktie von Berkshire hat erst im Mai diesen Jahres ein neues Allzeithoch erreicht – trotz Trump.

Kann man den Erfolg von Warren Buffett wiederholen? Wohl eher nicht. Aber vielleicht kann man dem Großmeister nacheifern. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es der Rendite zumindest nicht abträglich, wenn man die wichtigsten Prinzipien der Investorenlegende beherzigt:

Investieren in das, was man kennt
Wer in die Aktie eines Unternehmens investiert, sollte wissen, was diese Firma überhaupt macht, und wie sie Geld verdient. Das ist der Grund, warum Buffett in der Vergangenheit die meisten Tech-Aktien gemieden hat – er verstehe einfach nicht ihre Geschäftsmodelle. Deshalb findet man in dem Aktienportfolio von Berkshire Hathaway eine hohe Konzentration in Versicherungen, Banken, Versorgungsunternehmen und Konsumgüter. All das sind Geschäfte, die Buffett sehr gut versteht, und hier ist er bereit, sehr viel Kapital einzusetzen.

Unterbewertete Aktien finden
Buffett ist ein sogenannter Value-Investor, d.h. er verwendet viel Zeit darauf, zu analysieren, welchen „wahren“ Wert ein Unternehmen besitzt. Dazu benötigt man ein fundiertes Wissen. Es gibt zwei Bücher, die jeder Value-Investor gelesen haben sollte: "Der intelligente Investor" von Benjamin Graham und "Der Börse einen Schritt voraus" von Peter Lynch.
Von seinem Lehrmeister Benjamin Graham hat Buffet gelernt, nur Unternehmen zu kaufen, die ihm eine "Margin of Safety" geben. Wegen dieser Sicherheitsmarge werden also nur Unternehmen gekauft, die deutlich unter ihrem eigentlichen (inneren) Wert gehandelt werden, denn "Was zu einem Preis klug ist, ist zu einem anderen dumm", so Buffett. Zur Berechnung des inneren Wertes ermittelt Buffet zukünftige Gewinne und freie Cash-flows aus dem Geschäftsmodell und zinst diese ab.

Resistente Unternehmen bevorzugen
Eine Liste von Aktien, deren Kennzahlen attraktiv aussehen, reduziert Buffet auf jene Unternehmen, die Rezessionen gut überstehen, z.B. Energieversorger und Lebensmittelhersteller. Problematisch sind unter Umständen konjunkturabhängige Branchen wie Maschinenbau. Idealerweise besitzen die Unternehmen einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil. Es gibt mehrere Dinge, die einem Unternehmen einen signifikanten Vorteil verschaffen können, z.B. Effizienz, Skalierbarkeit oder eine eigene Technologie. So verfügt zum Beispiel der Buffett-Favorit Coca-Cola über ein erstaunliches Vertriebsnetz sowie einen äußerst wertvollen Markennamen, der ihm Preissetzungsmacht verleiht.

Auf gutes Management achten
Man kann den Wert, den Buffett auf gutes Management legt, nicht oft genug betonen. Buffett wird nur dann in eine Aktie investieren, wenn er dem Management vertraut und glaubt, dass es weiterhin im besten Interesse der Aktionäre handeln wird. Positive Anzeichen dafür sind ein historisches Dividendenwachstum und maßvolle Aktienrückkäufe (beides Wege, um Kapital an die Investoren zurückzugeben) sowie eine ausgezeichnete Reputation.

Aggressiv in schwierigen Zeiten
Es ist im Allgemeinen eine schlechte Idee, den Markt zu timen. Langfristig orientierte Anleger werden sich wahrscheinlich gut schlagen, egal wann sie kaufen. Eines der Geheimnisse langfristig erfolgreicher Investoren besteht darin, dass sie Marktkorrekturen lieben, da sie beste Kaufgelegenheiten bieten. Buffet sagt dazu: „Alle zehn Jahre ungefähr werden dunkle Wolken den Wirtschaftshimmel füllen, und es wird kurzzeitig Gold regnen.“ Stellen Sie also rechtzeitig den Eimer raus!

Langfristige Ausrichtung
In Bezug auf das Aktienportfolio von Berkshire hat Buffett angemerkt, dass "unsere Lieblingshaltedauer ewig ist". Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass er seine Aktien für immer halten wird – auch Buffett und sein Team verkaufen regelmäßig Aktien, und es gibt eine Vielzahl von guten Gründen dafür. Was Buffett zu sagen versucht, ist, dass er mit einer langfristigen Denke in seine Investitionen geht. Mit anderen Worten: Wenn er sich gar nicht vorstellen kann, dass er eine Aktie für sehr lange Zeit besitzt, wird er sie überhaupt nicht kaufen: "Wenn du nicht bereit bist, eine Aktie zehn Jahre lang zu besitzen, dann denk nicht einmal daran, sie für zehn Minuten zu besitzen", so die Investorenlegende. Aktien zu kaufen, weil man davon ausgeht, dass sie ein gutes Quartal vor sich haben oder weil ein heißes neues Produkt im nächsten Jahr auf den Markt kommt, ist einfach nicht Buffetts Weg.


Unsere Einschätzung:
Warren Buffet ist einmalig. Auch in unserem Anlagekonzept „STARKE MARKEN“ haben wir viel von Buffets Vorgehensweise übernommen: Wir investieren bei Dr. Lux & Präuner in internationale Markenunternehmen mit resistenten Geschäftsmodellen und Preissetzungsmacht. Das Starke-Marken-Portfolio ist auf Langfristigkeit ausgerichtet, d.h. keine häufigen Umschichtungen, kontinuierliche Dividendenzuflüsse, berechenbares Wachstum.

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