Anlegerbrief

Anlegerbrief April 2025

April, April - Trump macht was er will! Die Anleger finden das gar nicht mehr lustig und kippten ihre Aktien aufs Börsenparkett. Der „Zoll-Crash“ wird in die Börsengeschichte eingehen. Lesen Sie außerdem, wie brisant die Lage auch am Anleihenmarkt ist, und warum Tech-Aktien nicht mehr ganz so „Magnificent“ sind.
Dr. Marc-Oliver Lux
April 23, 2025
Der Dr. Lux & Präuner Anlegerbrief

Inhalt

Börse aktuell: Zoll-Crash

Nein es war kein Aprilscherz, sondern einfach nur mal wieder eine seiner berühmt berüchtigten Eskapaden, mit denen der US-Präsident die Börse in einen 2-Tage-Crash schickte. Mit einem Rutsch um 20% vom Jahreshoch wurde z.B. im DAX die komplette Performance seit Herbst letzten Jahres ausradiert. Auch wenn sich die Wogen ein wenig geglättet haben – die Volatilität war zeitweise weit im Panikmodus -, mit seinem Zollhammer hat Trump bleibenden Schaden hinterlassen.
Das Vertrauen in den amerikanischen Kapitalmarkt ist zunächst einmal dahin. Auffällig war schon in den vergangenen Wochen die abrupte Rotation raus aus US-Anlagen und rein nach Europa und in Schwellenländer. ETFs auf europäische Aktien verzeichneten Zuflüsse auf Rekordniveau. Laut der Bank of America handelte sich um den größten Abverkauf von US-Aktien überhaupt.

Der Crash am Aktienmarkt war die nach außen hin sichtbarste Folge der Ankündigung von Trump, heftige Zölle auf Importe aus fast allen Ländern zu verhängen. Der Zoll-Rundumschlag wurde zwar kurze Zeit später zunächst um 90 Tage verschoben, doch damit scheint ein weltweiter Handelskrieg nur aufgeschoben. Bei China hingegen hat sich die Zoll-Gegenzoll-Spirale schon jetzt auf absurde Höhen geschraubt.
Unabhängig davon, ob durch Verhandlungen noch Abmilderungen möglich sind, Trump´s Zölle werden die Weltwirtschaft durcheinanderwirbeln, aber auch die US-Konjunktur gefährden. Weil immer wahrscheinlicher wird, dass die USA in eine Rezession rutscht, stürzte nun auch der Ölpreis auf den tiefsten Stand seit vier Jahren.

Trump nutzt die Zollpolitik als Mittel zur Wiederbelebung der heimischen Produktion und zur Erzwingung geopolitischer Zugeständnisse — entgegen dem jahrzehntelangen Konsens, dass niedrigere Handelsschranken dazu beitragen, die Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern und Konflikte zu vermeiden.
Ein Großteil der Republikaner in den Staaten ist davon überzeugt, dass Zölle nicht von den importierenden Bürgern, sondern vom Exporteur, sprich dem Ausland, bezahlt werden. Dahinter steht ein völliges Missverständnis der Logik internationaler Wirtschaftsbeziehungen: Ein Handelsbilanzdefizit stellt einen Kredit dar, den das exportierende Land dem Importeur gewährt, und die Rückzahlung erfolgt über Dienstleistungen, Tourismus oder die Kapitalverkehrsbilanz. Amerikas Schulden im Ausland sind Beleg dafür. Wenn große Geldgeber wie Japan oder China jedoch keine US-Staatsanleihen mehr kaufen, fällt der US-Dollar, und Importe in die USA werden teurer. Die Zölle werden selbstverständlich zu Gegenmaßnahmen führen, und am Ende nehmen alle Schaden. So rechnen Ökonomen mittelfristig mit höheren Preisen und einem Konjunkturdämpfer in den USA.

Proteste, Gerichtsurteile und alle Checks & Balances haben die US-Regierung bisher nicht in ihre Schranken weisen können. Wenn sich Trump nun aber auch noch auf die US-Notenbank FED einschießt und damit deren Unabhängigkeit gefährdet, könnte er sein Blatt überreizen. Der Druck der Märkte hat schon manche Regierung hinweggefegt. Insbesondere der Anleihenmarkt wurde 2022 auch der britischen Premierministerin Liz Truss nach nur 50 Tagen zum Verhängnis.

Anleihenmarkt USA

Anleihenmarkt USA: US-Staatsanleihen unter Druck

US-Staatsanleihen gelten in Zeiten turbulenter Börsen eigentlich als sicherer Hafen. Doch dieses Mal traf das nicht zu: Bevor Donald Trump im Zollkonflikt den Pause-Knopf drückte, rauschten die US-Treasuries in den Keller – so rasant wie zuletzt beim Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die Flucht aus langlaufenden US-Staatsanleihen in den vergangenen Tagen hat Sorgen aufkommen lassen, ob die Papiere ihrem Ruf als sicherer Hafen noch gerecht werden können. Die Rendite zehnjähriger Treasuries war zeitweise über 4,5% gestiegen. Die Rendite 30-jähriger Papiere hatte kurzzeitig die Fünf-Prozent-Marke überschritten. Die damit verbundenen Kursverluste erreichten ein Niveau, das zuletzt vor mehr als fünf Jahren erreicht worden war – dabei gelten US-Staatsanleihen als eine der sichersten Anlagen überhaupt.
Die Lage beruhigte sich erst wieder, nachdem Trump ein Moratorium von 90 Tagen für die Zölle zugestand, um den betroffenen Ländern Zeit für Verhandlungen einzuräumen.

Fallende Aktienkurse, ein schwächerer US-Dollar und zugleich steigende Anleiherenditen stellen eine toxische Kombination dar. In jedem anderen Land würde man dies vermutlich als Staatskrise bezeichnen. Die Realrenditen steigen, obwohl sich der Wachstumsausblick eintrübt – ein Hinweis darauf, dass der Renditeanstieg nicht primär durch Inflation, sondern durch Risikoaufschläge getrieben wird.
Denn welche Auswirkungen die Zölle auf die US-Wirtschaft haben werden, ist noch völlig offen. Lösen sie eine Rezession aus, würde die Federal Reserve wahrscheinlich die Leitzinsen senken – vorausgesetzt, die Inflation bereitet den Währungshütern keine Sorgen. In einem solchen Szenario wären Staatsanleihen ein attraktives Investment. Es besteht jedoch die Befürchtung, dass die Zölle auch die Inflation anheizen. Dann könnte die Fed kaum mit Zinssenkungen auf ein schwächeres Wachstum reagieren. Vielleicht muss sie den Leitsatz sogar anheben. Das würde den Kurs der Staatsanleihen drücken. Aufgrund dieser Unsicherheit dürfte die Volatilität am Markt für US-Treasuries hoch bleiben.

Vielen Anlegern galt in den vergangenen Tagen Cash als einziger sicherer Hafen. Sie trennten sich im großen Stil von amerikanischen Wertpapieren, auch von US-Staatsanleihen. Das Volumen von US-Geldmarktfonds, die institutionellen Investoren als Bargeldersatz dienen, hatte Anfang April einen Rekordstand erreicht.
Schon beim Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 hatten Anleger panisch Anleihen verkauft, was die Fed zum Eingreifen zwang. Ob es diesmal wieder so weit kommen wird, falls sich die Situation am Markt erneut verschärfen sollte, ist offen.

Die US-Staatsverschuldung liegt aktuell bei 121% des Bruttoinlandsprodukts. Trump trat sein Amt mit dem Versprechen an, die Schulden und das Haushaltsdefizit durch die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums reduzieren zu können. Kürzlich deutete er an, dass auch die Einnahmen aus den Zöllen zur Entlastung beitragen würden. Andere befürchten jedoch, dass seine Politik die Defizite und Schulden durch steigende Kreditkosten nur noch weiter in die Höhe treiben wird.
China und Japan sind die größten Auslandsschuldner der USA. Sie reduzieren ihre Bestände bereits seit einiger Zeit. China könnte sie möglicherweise aber verstärkt auch als Vergeltung für die Zölle verkaufen.
Hinzu kommt, dass auch Anleihen anderer Staaten mit stabileren politischen Aussichten derzeit attraktive Renditen bieten – US-Staatsanleihen gelten nicht mehr als alternativlos.
Zudem gibt es Gerüchte, dass Trump Großgläubiger zur Umschuldung amerikanischer Staatsanleihen zwingen will. Das könnte den Anleihenmarkt der USA austrocknen lassen und wäre der Supergau für die Kapitalmärkte – die USA wäre praktisch zahlungsunfähig.

Unsere Einschätzung:
Trump folgt nur seiner eigenen Logik - und die ist unberechenbar. Das Unmögliche wird möglich. Somit ist auch der Anleihenmarkt in USA in Gefahr. Wir haben auch die Gerüchte, Trump könnte große Auslandsgläubiger zur Umschuldung ihrer Anleihenbestände zwingen, zum Anlass genommen, US-Staatsanleihen bis auf weiteres zu meiden.

Magnificent 7 Tech-Aktien

Tech-Aktien: Von den Magnificent 7 zu den Maleficent 7?

Es findet gerade ein großer Wandel bei den Investoren statt. Anfang des Jahres fand man alles Amerikanische noch gut, jetzt sieht man es skeptisch, und da trifft es Tech-Aktien am stärksten. Man fürchtet, dass das Gewinnwachstum der Tech-Riesen stark zurückgehen könnte, von zuvor 30-50% auf nur noch etwa die Hälfte.

Die jüngsten Turbulenzen an den Börsen haben somit vor allem die hoch bewerteten sogenannten "Magnificent 7" erwischt - also die größten Tech-Giganten wie Nvidia, Apple, Microsoft & Co., die in den Aktienindizes am höchsten gewichtet sind und für einen Großteil der Performance in der Vergangenheit verantwortlich waren. Die Bewertungsprämie dieser "Magnificent 7" ist gegenüber dem restlichen S&P 500 nun auf das niedrigste Niveau seit 2017 gefallen. Die Werte verloren dreimal stärker als der Index.
Besonders auffällig ist der starke Rückgang der Bewertungsmultiplikatoren im Halbleitersektor. Einige der größten Chiphersteller haben deutliche Rückgänge in ihren für 2025 prognostizierten KGVs erlebt:

Nvidia: KGV-Rückgang von 46,8x auf 24,1x (-48,5%)
AMD: KGV-Rückgang von 36,3x auf 20,6x (-43,4%)
Broadcom: KGV-Rückgang von 44,1x auf 27,9x (-36,8%)

Diese massiven Rückgänge haben nicht nur mit den fallenden Aktienkursen zu tun, sondern vor allem mit steigenden Gewinnerwartungen. Das ist ein entscheidender Punkt: Wenn Analystenschätzungen nach oben korrigiert werden, kann eine Aktie fundamental günstiger werden, selbst wenn ihr Kurs stabil bleibt oder nur moderat fällt.

Viele Anleger gehen davon aus, dass eine fallende Aktie automatisch "günstiger" wird. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Entscheidend ist, wie sich die zugrundeliegenden Gewinne entwickeln. Es gibt zwei Szenarien, die man kennen muss:

1. Eine Aktie kann fallen, aber teurer bleiben oder sogar teurer werden: Wenn die Gewinnprognosen sinken, kann ein Unternehmen trotz Kursverlust genauso teuer oder sogar teurer als zuvor sein. Beispiele dafür sind Nike oder Starbucks, deren fundamentale Lage sich verschlechtert hat, während die Kurse zwar gefallen, aber nicht stark genug gesunken sind, um die niedrigeren Gewinne auszugleichen.

2. Eine Aktie kann steigen oder seitwärts laufen und dennoch günstiger werden: Wenn die Gewinnerwartungen nach oben angepasst werden, wird die Aktie automatisch "billiger" auf Basis des KGVs, selbst wenn sich der Kurs kaum bewegt. Genau das sehen wir aktuell bei Nvidia und Broadcom.

Unser Rat:
Wer langfristig investiert, sollte seine Haltung gegenüber einem Unternehmen nicht nur am Aktienkurs ausrichten, sondern vor allem daran, wie sich die Gewinne im Unternehmen entwickeln. Nicht jede "gefallene" Aktie ist automatisch ein Schnäppchen. Dass die Tech-Giganten nicht mehr so teuer sind wie vor wenigen Monaten eröffnet künftig auch wieder Chancen.

Aufgrund der hohen Bewertungen haben wir in der Vermögensverwaltung bei Dr. Lux & Präuner in unserem Anlagekonzept STARKE MARKEN bei Tech-Aktien in den letzten Monaten Gewinne mitgenommen. Die Werte bleiben aber auf unserer Watchlist für einen Neueinstieg. Im Augenblick mag es dafür noch etwas zu früh sein, denn die Lage ist durch Trump`s Hin und Her und die geopolitischen Unsicherheiten komplexer geworden. Noch ist also Geduld gefragt.

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