Anlegerbrief

Anlegerbrief April 2024

In den vergangenen Wochen kannte der deutsche Aktienmarkt nur eine Richtung: aufwärts! Deswegen müssen neue Ziele her! Lesen Sie außerdem, warum aktive Fondsmanager gegenüber ihren Benchmarks oft alt aussehen, und welch gute Nachricht für Rentner im politischen Trubel beinahe untergegangen wäre.
Dr. Marc-Oliver Lux
April 11, 2024
Der Dr. Lux & Präuner Anlegerbrief

Inhalt

Börse aktuell: Potential für 20.000 Punkte?

Kann der DAX auf 20.000 Punkte steigen? Wir meinen: Ja!
Die Marke scheint ohnehin nicht mehr so weit weg zu sein: gute 10% vom aktuellen Niveau aus; man darf jedoch nicht vergessen: wir kommen von 14.600 seit letztem Oktober!
Dass der DAX trotz gestiegener Zinsen satte 5.000 Punkte nach oben rocketiert, ist für viele Marktteilnehmer nach wie vor eine große Überraschung. Und die Skepsis, was denn da eigentlich am Aktienmarkt vor sich geht, ist immer noch hoch. Diese Marktskepsis war das Futter für die Bullen.
Aktuell pausieren die Bullen etwas und holen sich neue Kraft für den nächsten Gipfelsturm. Die Chancen stehen gut, dass die Bullenherde schon in wenigen Tagen auch die 19.000 niedertrampelt. Ob es bis in den Mai hinein kurzfristig noch bis 20.000 Punkte reicht, wird man sehen. Doch selbst wenn es der DAX vielleicht nicht mehr in diesem Halbjahr schafft, das Potential auf die 20.000 bleibt bestehen.
Andererseits verdichten sich nämlich die Anzeichen, dass der Börsenspruch „Sell in May and go away“ dieses Jahr sehr relevant werden könnte. Wer aber schon jetzt auf fallende Kurse setzt, wird noch Lehrgeld bezahlen.

Dass diese Rallye außergewöhnlich ist, erkennt man auch an der seit Wochen darniederliegende Marktvolatilität. Solange die Kurse tendenziell weiter steigen, bleibt das auch so. Es ist jedoch nicht unbedingt ein gutes Zeichen für die künftige Börsenentwicklung.
Der V-Dax, der die implizite Volatilität des Dax auf Sicht von 30 Tagen misst, notierte jüngst erstmals seit 2017 unter 12%. Zum Vergleich: Während des Corona-Crashs lag dieser Index zeitweise über 90%, zu Beginn des Ukraine-Krieges stand er bei 50%.
Die Anleger gehen derzeit also fest von einer Fortsetzung des aktuell ruhigen Marktes aus: Über die vergangenen drei Monate schwankten die Dax-Werte nur noch mit einer annualisierten Volatilität von 8%. Das ist ein neues Rekordtief seit der Einführung des Dax im Juli 1988.
Dass die Volatilität typischerweise mit Kursanstiegen fällt und mit Kursverlusten steigt, lässt sich empirisch nachweisen – und dürfte den meisten nicht neu sein. Anlegern sollte nur klar sein, dass auf eine sehr niedrige Volatilität in der Vergangenheit oft eine Phase hoher Volatilität mit deutlichen Kursverlusten folgte.
Sobald der DAX also neue All-Time-Highs erklimmt, werden Gewinnabsicherungen immanent. Der Anfang vom Ende der Rallye kündigt sich spätestens dann an, wenn die Presse die Jahrhunderthausse ausruft.

Aktive Fondsmanager fallen zurück

Investmentfonds: Aktive Manager fallen 2023 zurück

Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: Langfristig bleiben aktive Fonds in den meisten Fällen deutlich hinter ihren Vergleichsindizes zurück. Aber auch über kürzere Zeiträume gilt dies häufig. Im vergangenen Jahr gelang es nur knapp einem Viertel der untersuchten aktiv gemanagten Fonds, ihre Peergroup-Benchmarks zu übertreffen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Analyse der Ratingagentur Scope, die knapp 2.000 Fonds aus acht wichtigen Aktien-Vergleichsgruppen, darunter Regionen wie Nordamerika, Europa, Emerging Markets und Deutschland verglichen hat.

Grundsätzlich sind Fonds aufgrund der Streuung des Anlagekapitals auf viele Einzeltitel eine gute Wahl für den langfristigen Vermögensaufbau. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, auch mit kleineren Beträgen regelmäßig zu investieren.
Eine grundlegende Entscheidung dabei ist die Wahl für oder gegen einen aktiven Manager. Aktive Manager streben zwar eine Outperformance gegenüber ihrem Vergleichsindex an, scheitern aber häufig an diesem Ziel, wie die aktuellen Zahlen von Scope erneut eindrucksvoll belegen:
Danach haben Fondsmanager, die ihre Kundengelder in der Region Asien-Pazifik ohne Japan investieren, in 2023 die beste Leistung erbracht. Dennoch konnte nicht mal jeder zweite Fondsmanager den Vergleichsindex übertreffen. In den anderen Kategorien lag die Outperformancequote zum Teil deutlich unter 30%. Zudem lag die Outperformance-Erfolgsquote insgesamt niedriger als in 2022.

Den Fondsmanagern, die Outperformance in Asien erzielen konnten, kam die spezifische Zusammensetzung der Benchmark zu Hilfe: China weist darin einen Anteil von über 30% auf. Aufgrund des Wertverlusts des chinesischen Aktienmarktes im Jahr 2023 konnten zahlreiche Fonds, die eine Untergewichtung von China vorgenommen hatten, sich hervortun und positive Ergebnisse erzielen.

Fondsmanager, die in deutsche Aktien investieren und sich in der Vergangenheit traditionell durch eine Überrendite auszeichneten, mussten dagegen besonders deutliche Rückschläge hinnehmen. Während die Erfolgsquote im Jahr 2022 noch bei 40% lag, sank die Outperformance-Ratio gegenüber dem MSCI Germany im zurückliegenden Jahr auf nur noch 7,8%. Insbesondere der Dax erwies sich als starker Konkurrent: der deutsche Leitindex verzeichnete trotz diverser Krisen im Jahr 2023 ein deutliches Plus von 20%.
Im Vergleich dazu schaffte der Mid-Cap-Index MDax im vergangenen Jahr nur ein Plus von 8%. Die von vielen Fondsmanagern bei deutschen Aktien übliche Beimischung von Nebenwerten führte daher zu Performance-Nachteilen, obwohl die Risikoprämien für Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe in der Regel höher sind. Die wenigen aktiven Fonds, die den DAX übertrafen, waren nur minimal im Smallcap-Bereich investiert.

Unsere Einschätzung:
Die Entscheidung, ob man aktive Fonds oder Indexprodukte (ETFs) ins Portfolio nimmt, hängt von der persönlichen Anlagephilosophie ab. Der Versuch, einen MSCI Welt oder NASDAQ zu schlagen, ist jedoch müßig. Da ist man mit einem ETF definitiv besser bedient.
Vor Kosten werden viele aktive Manager ihrem Anspruch sogar durchaus gerecht, eine höhere Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen. Doch die laufenden Kosten, die bei Aktienfonds jährlich bis zu 2% des eingesetzten Kapitals ausmachen, schmälern die Rendite. Das summiert sich wiederum langfristig, ähnlich dem Zinseszinseffekt. Deswegen nimmt die Anzahl der Fonds mit Outperformance auch umso mehr ab, je länger der betrachtete Zeitraum ist.

Die Wahlfreiheit, von der Indexzusammensetzung abweichen zu können, ist Segen und Fluch zugleich, wenn der Index als Benchmark geschlagen werden soll. Bei vielen aktiv gemanagten Investmentfonds steht leider der betriebene Researchaufwand in keinem Verhältnis zum erwirtschafteten Erfolg.
Aktives Management hat zumindest da seine Berechtigung, wenn es um gezielte Schwerpunktinvestments geht und um eine Verminderung des Stressfaktors in Abschwungphasen. Nach diesem Anspruch ist auch unser Anlagekonzept STARKE MARKEN konzipiert.

Doppelbesteuerung von Renten entschärft

Wachstumschancengesetz: Doppelbesteuerung von Renten ist entschärft

Der Beschluss des Bundesrats über das Wachstumschancengesetz bringt fast unbemerkt gute Nachrichten für Arbeitnehmer und Selbstständige. In der heftigen öffentlichen Diskussion über die Haltung der Opposition zu diesem Gesetz und über das Ergebnis des Vermittlungsausschusses war vielfach übersehen worden, dass es bei diesem Gesetzgebungsverfahren auch um eine steuerliche Entlastung der Rentner geht: Das Regelwerk mindert die zweifache Besteuerung von Renten, denn der steuerpflichtige Anteil soll in den kommenden Jahren nicht mehr so schnell ansteigen wie ursprünglich geplant.

Nach der bisherigen Gesetzeslage wäre eine Vollbesteuerung neuer Renten ab 2040 eingetreten. Dieser Zeitraum wird nun bis 2058 gestreckt. Das geschieht durch eine langsamere jährliche schrittweise Erhöhung des zu versteuernden Rentenanteils. Nach bislang geltendem Recht stieg der Besteuerungsanteil seit 2021 um jeweils einen Prozentpunkt.
Das Wachstumschancengesetz sieht nun ab 2023 lediglich eine jährliche Erhöhung in Schritten von 0,5 Prozent vor. Dadurch ergibt sich für Renten, die im laufenden Jahr beginnen, ein Besteuerungsanteil von 83% statt 84%. 2040 sind es nach der neuen Regelung dann nicht wie einst vorgesehen 100%, sondern nur 91%.

Das Problem der Doppelbesteuerung ist bereits im Jahr 2005 durch eine Änderung der Rentenbesteuerung von Angestellten und Selbstständigen verursacht worden. Seitdem werden Beiträge zur Altersvorsorge schrittweise von Abgaben befreit. Auf der anderen Seite stiegen die Steuern auf die Altersbezüge, von 2005 bis 2020 zunächst um zwei Prozentpunkte jährlich, danach um einen Prozentpunkt. Da die steuerliche Entlastung bei der Beitragszahlung geringer ist als die nachgelagerte Besteuerung der Renten, kann es zu einer zweifachen Belastung kommen.
In der Vergangenheit wurde das Problem der doppelten Besteuerung von Renten von der Bundesregierung lange Zeit negiert. Erst nachdem der Bundesfinanzhof mit zwei Urteilen am 19. Mai 2021 vorgerechnet hatte, dass in mehreren Fallkonstellationen eine Doppelbesteuerung auftritt, war die damalige Koalition zu Anpassungen bereit.

In der Begründung zum Wachstumschancengesetz befindet sich aber auch die Feststellung, dass noch weitere Schritte erforderlich sind, um bei zukünftigen Rentenkohorten eine doppelte Besteuerung auf jeden Fall zu vermeiden, aber auch um schon eingetretene Fälle zu beseitigen.
Besonders betroffen seien Selbstständige, die ihre Rentenbeiträge vollständig aus eigener Tasche finanzieren und keine steuerfreien Arbeitgeberzuschüsse erhalten. Aber auch bei Ledigen, die keine Hinterbliebenenrente erhalten, oder Männern, die wegen ihrer kürzeren Lebenserwartung früher versterben, könne eine Doppelbesteuerung eintreten.

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