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Börse aktuell: Der Dompteur im Weißen Haus lässt die Puppen tanzen
Die USA verschreibt sich zunehmend der dunklen Seite der Macht. Was anfangs noch als clowneske Veranstaltung von Präsidenten-Dekreten daherkam, hat sich innerhalb kürzester Zeit in großen Ernst verwandelt. Wie Kaiser Nero, der Teile Roms abbrennen ließ, um sein goldenes Haus zu bauen, zerstört Trump systematisch die amerikanische Staatsverwaltung und das internationale Handelsgefüge. Nur wer sich Trump unterwirft, hat Zugang zu ihm und genießt sein Wohlwollen. Wer nicht ins Bild passt, wird kaltgestellt – so wie entlassene Chefin der nationalen Gesundheitsbehörde und die Statistik-Chefin, die nach schlechten Arbeitsmarktzahlen gehen musste.
Auch die Angriffe des US-Präsidenten auf die amerikanische Notenbank Fed haben einen neuen Höhepunkt erreicht. Durch Diffamierung des Notenbankchefs Jerome Powell und nun auch einer weiteren Fed-Direktorin versucht Trump die Notenbank unter die politische Kontrolle des Weißen Hauses zu bringen. Internationale Investoren sollten besorgt sein. Denn gelingt der Übergriff, würde dies wohl den Abschied von der bisher unabhängigen, regelgetriebenen Geldpolitik bedeuten. Außerdem bestimmt die Fed mit ihren Zinsentscheidungen nicht nur die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Verbraucher in der weltgrößten Volkswirtschaft, den USA, die US-Notenbank setzt auch den Rahmen für die gesamten globalen Finanzmärkte.
Doch unter Trump ist auf nichts mehr Verlass. Auch „Deals“ sind nur die Ausgangsbasis für neue Zumutungen. So sieht sich die EU erneut konfrontiert mit zusätzlichen Zöllen und Forderungen, obwohl sie sich gerade erst zu einem zweifelhaften Handels-„Deal“ mit den USA hat erpressen lassen.
Derweil läuft die Wirtschaft in Deutschland ohnehin schon schlecht: Die Deutsche Bundesbank rechnet damit, dass die deutsche Wirtschaft in diesem und im nächsten Jahr schrumpfen könnte. Mit den Verlustjahren 2023 und 2024 wäre das der längste Negativtrend der deutschen Nachkriegsgeschichte. Eine Rezession in Deutschland wirft aber auch die gesamte europäische Wirtschaft zurück. Die 73 deutschen Unternehmen unter den Top 500 des Kontinents steuerten im abgelaufenen Jahr fast 16% zum Gesamt-Nettogewinn Europas bei. Damit ist Deutschland das gewinnstärkste Land in Europa.
Europas Konzerne bleiben so angesichts des schwachen Wachstums in den Nationalstaaten und der Verunsicherung über die amerikanische Zollpolitik unter Druck – im Gegensatz zur US-Wirtschaft: Die 500 nach Umsatz größten Börsenunternehmen in den USA haben im abgelaufenen Geschäftsjahr so hohe Gewinne eingefahren wie nie zuvor. Nach Ablauf aller Kosten summiert sich der Gesamtgewinn auf 1,3 Billionen Euro – 1,5% mehr als im Vorjahr und so viel wie nie zuvor. Gleichzeitig sanken die Gewinne der 500 größten Börsenkonzerne in Europa um 5% auf 616 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommen Berechnungen des Handelsblatt Research Institute (HRI).
Die Zahlen stehen im Kontrast zur guten Kursentwicklung in Europa in den vergangenen Monaten: Seit Jahresbeginn hat der EURO STOXX mit den 50 größten Konzernen der Euro-Zone um 10% zugelegt, der DAX sogar noch stärker. In den USA stieg der Dow Jones mit 30 Werten um 6%, der S&P 500 immerhin auch um 10%. Auf Euro-Basis liegen die US-Indizes allerdings seit Jahresanfang im Minus (Dow: -6% / S&P: -3%)
Summa summarum scheinen sich die Börsianer an den Eskapaden von Trump nicht allzu sehr zu stören. Allzu negative Auswirkungen seiner Politik, die viele Ökonomen vor allem angesichts der Handelszölle immer wieder angemahnt haben, blieben bisher (noch) aus. Dennoch – Trump hin oder her: Wir befinden uns am Ende eines mittelfristigen Börsen-Zyklus. Man muss wachsam sein, ob wir nicht ein letztes Aufbäumen vor einer längeren Durststrecke sehen – vor allem bei Titeln, die gut gelaufenen und hoch bewertetet sind.

Behavioral Finance: Die Psycho-Tricks der Anleger-Gurus
Guter Rat ist teuer. Kommt er von windigen Finanzprofis, kann er das komplette Ersparte kosten. Immer wieder gehen Anleger Scharlatanen auf den Leim – obwohl deren Methoden leicht zu durchschauen sind.
Sie prophezeien den Euro-Zerfall, den nächsten Mega-Crash oder locken Anleger mit der Aussicht auf exorbitante Gewinne ins Verderben. Dubiose "Experten", die mit Gratis-Börsenbriefen und "1.000-Prozent-Tipps" Gutgläubige fangen wollen, gibt es massenhaft.
Dabei könnte schon der gesunde Menschverstand weiterhelfen: Was sollte Hellseher dazu veranlassen, todsichere Renditeraketen preiszugeben, statt zu schweigen und lieber selbst auf diese zu wetten? Doch bei der Aussicht auf Millionengewinne schaltet das Hirn bei vielen auf Durchzug.
Trick 1: Der "mexikanische Scharfschütze"
Eigenwillige Prognosemethoden zeichnen den wahren "Guru" aus. Zunächst gibt er viele Schüsse auf eine Wand ab – erst danach malt er eine Zielscheibe drumherum. Auf die Börse übertragen bedeutet das, dass man möglichst viele und möglichst widersprüchliche Prognosen abgibt und dann nach einiger Wartezeit diejenigen, die sich erfüllt haben, lautstark ins Schaufenster stellt. Die fehlgeschlagenen Prognosen kehrt man unter den Teppich. Wichtig: Bloß nicht zu bescheiden sein! Am besten ist es, seine vermeintlich hohe Treffergenauigkeit lautstark in die Welt hinaus zu posaunen. Denn ohne eine gewisse mediale Präsenz funktioniert der nächste Trick nicht.
Trick 2: Der "Halo-Effekt"
Eine Erklärung für die Aufmerksamkeit der Massen, die den Gurus entgegenschlägt, entstammt der Psychologie. Die menschliche Neigung, von wenigen bekannten Eigenschaften und Talenten eines Individuums auf dessen kompletten Charakter zu schließen, nennt man wissenschaftlich "Halo-Effekt". Übertragen auf die Investmentwelt: Hat ein Kommentator einmal ein wichtiges Ereignis korrekt vorhergesagt, mutmaßt das Publikum, er könne diesen Erfolg jederzeit wiederholen. Auf einem solchen "One Trick Pony"-Effekt beruhte beispielsweise die enorme Reputation der Goldman-Sachs-Marktstrategin Abby Cohen. Dass ein großartiger Prognoseerfolg eventuell zufällig zustande gekommen ist? Egal! Wer einmal Erfolg hatte, wird – erst recht unter kräftigem Zutun der Medien – zum Genie verklärt. Für achtsame Anleger bedeutet das: Die "Empfehlungshistorie" respektive die Treffergenauigkeit eines vermeintlichen "Experten" kritisch hinterfragen.
Trick 3: Die "kaputte Uhr"
Man muss die eigene Prognose nur lange genug wiederholen – beispielsweise, dass der amerikanische Leitindex Dow Jones auf 50.000 Punkte steigt oder auf 5.000 Punkte abstürzt, irgendwann wird man schon recht behalten – und kann sich dann feiern lassen – ganz nach dem Motto: "Auch eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig."
Trick 4: Die "Nebelkerze"
Statt Punktvorhersagen für Indizes oder Aktienpreise abzugeben, üben sich zahlreiche Gurus auch in der hohen Kunst, die Nostradamus einst zur Perfektion entwickelte: Möglichst allgemein gehaltene Vorhersagen zu machen, im Stil von: "Die Schuldenkrise naht", "Eine fatale Geldentwertung droht" oder "Der Crash kommt". Irgendwo auf dem globalen Kapitalmarkt kracht irgendwas bestimmt irgendwann. Je ungefährer die Prognose, desto besser. So entsteht ein breiter Interpretationsspielraum für später, um aus einer vagen Vorhersage einen veritablen Prognoseerfolg zu zimmern.
Trick 5: Die "Selektion"
Eine besonders perfide Methode selbsternannter Anlageprofis geht so: Man verschickt 10.000 Exemplare des eigenen "Tipp-Dienstes", aber in zwei grundverschiedenen Varianten. 5.000 Exemplare prophezeien im kommenden Jahr steigende Kurse, 5.000 fallende. Nach einem Jahr liegt man damit naturgemäß zu 50% richtig, und die 5.000 Adressaten, die in den Genuss der korrekten Prognose gekommen sind, erhalten nun einen weiteren Börsenbrief. Die eine Hälfte von ihnen wird darüber informiert, dass im kommenden Jahr die Kurse steigen werden, die anderen 2.500 schwört man auf fallende Kurse ein. Wieder ein Jahr später hat man zumindest 1.250 Anleger, denen man zwei Jahre hintereinander die korrekte Prognose gegeben hat – das sollte für den Kultstatus ausreichen.
Trick 6: Die "Rationalisierung"
Wenn gar nichts mehr geht: Wahren "Gurus" fällt immer noch was ein. Sie können sogar Niederlagen in Siege verwandeln. Die beste Ausrede: Man habe sich in der Zeit vertan. "Der große Crash kommt, aber eben erst nächstes Jahr.“
Trick 7: Der "Weltenretter"
Eine beliebte Spielart von Trick Nummer 6: Erst die Crash-Prognose des Gurus, so seine Verteidigung, habe dazu geführt, dass sich die Notenbanken, Regierungen und Anleger der Gefahr bewusst geworden seien und deswegen ihr Verhalten verändert haben – das habe den Crash dann verhindert.
Trick 8: Die "finsteren Mächte"
Oft bemühen Gurus diffuse Verschwörungstheorien – düster, aber hinreichend geheimnisvoll formuliert – als Grund dafür, dass die eigenen Anlageideen nicht aufgegangen sind. Soll heißen: "Meteoriten und Sonnenflecken können die beste Prognose zerstören." Gerade diese Masche zeigt die Nähe der Börsengurus zu spirituellen Kollegen: Ob in Religion, Job, beim Sport oder beim Investieren – Menschen neigen dazu, einer charismatischen Stimme zu folgen. Bisweilen leider zum eigenen Schaden.
Unser Rat:
Sie können getrost davon ausgehen, dass die sogenannten „Gurus“ auch nicht schlauer sind, als Ihr gesunder Menschenverstand, sondern einfach nur mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Statt blind irgendwelchen Börsentipps zu folgen, haben wir in der Vermögensverwaltung von Dr. Lux & Präuner systematische Anlagekonzepte auf der Grundlage des Wirtschafts-Nobelpreisträgers Daniel Kahnemann erarbeitet, der belegen konnte, daß es mehr Sinn macht, einer festen Systematik zu folgen, statt immer wieder auf äußere Einflüsse und Einflüsterer zu reagieren. Nachrichten sind das kurzfristige Rauschen an der Börse, dass man besser ignoriert, um langfristig erfolgreich zu sein.

Grundwissen Wertpapieranlage: Der „richtige“ Börsenplatz
Mittlerweile haben alle Börsen die Privatanleger als interessante Kundengruppe entdeckt. Fast alle werben mit ebenso schneller wie günstiger Ausführung der Order. Die richtige Börse für jedes Wertpapier gibt es jedoch nicht. Es kommt immer auf das jeweilige Papier an.
Grundsätzlich geben die Experten den Rat, Aktien dort zu kaufen, wo der größte Handel mit ihnen stattfindet. Deshalb sollte man bei der Auswahl eines Handelsplatzes für eine Wertpapierorder vor allem auf die Liquidität des gewünschten Wertpapiers achten.
Hintergrund: Makler kaufen Aktien zum Geldkurs und verkaufen sie zum höheren Briefkurs. Diese Differenz heißt „Spread“. Wenn viele Papiere gehandelt werden, weiß der Makler, dass er gekaufte Papiere in ausreichender Stückzahl auch wieder los wird. Er kann den Spread somit verkleinern, wodurch Anleger die Papiere günstiger handeln können. Außerdem werden an liquiden Märkten Aufträge schneller ausgeführt.
Über die Zahl der gehandelten Papiere und den aktuellen Preis an den jeweiligen Börsenplätzen geben üblicherweise die Order-Portale bei Direktbanken und Finanzportalen Auskunft. Die Börse Frankfurt vereinigt dabei 90% der in Deutschland getätigten Umsätze auf sich.
Bei DAX-Werten gibt es den liquidesten Handel auf dem Xetra-System der Deutschen Börse. Hier sorgt kein Makler, sondern ein Computersystem dafür, dass Käufer und Verkäufer zueinander finden. Allerdings landen bei DAX-100-Werten (DAX und MDAX) nur Aufträge ab 100 Stück im fortlaufenden Xetra-Handel. Bei kleineren Mengen wird der Preis in der dreimal am Tag stattfindenden Auktion festgestellt. Alle anderen Werte sind ab 1 Stück kontinuierlich handelbar.
Die regionalen Börsenplätze haben sich zum Teil auf bestimmte Themen spezialisiert: Stuttgart gilt beispielsweise als wichtigste Börse für Optionsscheine, München setzt auf Goldminenaktien und asiatische Werte, Düsseldorf auf Japan und Pfandbriefe, Berlin auf Nasdaq-Titel und Osteuropa-Werte. Die Garantie, dass die Order zu einem mindestens so guten Kurs wie auf Xetra abgerechnet wird, gehört zum Standard.
Neben dem klassischen Börsenhandel gibt es noch eine weitere Möglichkeit, Wertpapiere zu kaufen bzw. zu verkaufen: außerbörsliche Handelssysteme.
Wer seine Aufträge dorthin schickt, macht seine Geschäfte direkt mit dem Makler. Das hat Vorteile gegenüber dem normalen Börsenhandel: Bevor der Investor einen Auftrag gibt, bekommt er von seinem Handelspartner einen verbindlichen Kurs gestellt. Nur wenn ihm der Kurs zusagt, schickt er die Order ab. Die Ausführung der Order erfolgt sofort. Als zusätzlichen Service bieten einige Anbieter außerdem Handelszeiten an, die über die Öffnungszeiten normaler Börsen weit hinausgehen.
Dass sich Makler diesen Extra-Service durch etwas größere Spreads bezahlen lassen, ist oft verschmerzbar. Anlegern sollte aber klar sein, dass sie hier mit einem professionellen Marktteilnehmer auf der Gegenseite handeln, auf dessen faire Preisstellung sie sich verlassen müssen. Eine Handelsüberwachung gibt es nicht.
Auch in der Vermögensverwaltung bei Dr. Lux & Präuner spielt die Auswahl eines Börsenplatzes eine wichtige Rolle: Vermögensverwalter sind von der Bankenaufsicht angehalten, regelmäßig unterschiedliche Börsenplätze auf bestmögliche Ausführung („best execution“) hin zu überprüfen. Somit werden alle Kunden-Orders im Rahmen des Wertpapiermanagements an den – vor allem aus Transaktionskosten-Sicht – möglichst günstigsten Börsenplatz weitergeleitet.